Irgendwann fingen Juliane Götz und Sebastian Neitsch an größer zu denken. Viel größer. Gerade hatten sie ihre ersten gemeinsamen Arbeiten als Künstlerkollektiv Quadrature verwirklicht – Robotik, vor allem –, da meldete sich der Weltraum.
„Unsere Werke und Installationen wurden uns irgendwann zu verspielt“, sagt Neitsch. „Die Ausstellungsräume waren teilweise voll mit lachenden Kindern. Also haben wir angefangen zu suchen: Wo gibt es noch Überraschungsfaktoren, echte Daten, mit denen wir arbeiten können?“ Vor allem aber:
Rätselhaftes. Etwas, das Menschen eigentlich nicht verstehen können mit den Werkzeugen, die sie zum Verstehen der Welt benutzen.
Und so kommen die Daten, die Quadrature in ihrer Kunst visualisieren oder hörbar machen, mehr und mehr aus dem uns umgebenden schwarzen Raum, dem Weltall. Neuerdings hilft dabei ein selbstgebautes Teleskop.
„Eigentlich“, sagt Sebastian Neitsch, „sind es Lichtwellen, die nur wahrnehmbar werden, wenn ein Festkörper da ist, auf die sie treffen.“ Diesen Festkörper wählen Quadrature zunehmend mit dem Ziel, Klang zu generieren, und füttern dafür eine künstliche Intelligenz mit klassischer Musik, die die Wellen entsprechend übersetzt. Musik wollen sie das, was dabei entsteht, jedoch nicht nennen: „Klang als Medium ist sehr direkt, sehr emotional. Ich kann nicht weggucken, muss mich ihm aussetzen, er ist so stark, dass ich mich in Trance tanzen könnte“, sagt Neitsch. „Bei einem Bild wäre das wohl kaum möglich. Klang hat eine andere Qualität als jede Visualisierung.“
Eigentlich fanden Götz und Neitsch bereits während ihres Studiums in Halle an der Saale zueinander, beide im Design-Bereich: er Multimedia und VR, sie Mode. Das Programmieren, das Götz sich später selbst beibrachte, war bereits in Neitschs ersten Jahren an der Uni prägend. Die Wurzeln der Arbeit von Quadrature sind immer Daten. Was aus ihnen erwächst, spiegelt die Wirklichkeit im gleichen Maß wie die Brille, durch die wir auf sie schauen.
Text: Hannah Schmidt
Foto: Quadrature